Seulingssee

Stadt Heringen (Werra) - Kleinensee

Bei dem Seulingssee handelt es sich um eine natürliche Senke. Der See wurde vom Suhlbach gespeist und war mit einer Größe von ca. 30 ha deutlich größer als das heutige Naturschutzgebiet mit ca. 21 ha. Der Seulingssee (ehemals „Seulingssehe“) wurde erstmals im „Codex Eberhardi“ (erfasste Besitztümer des Reichsklosters Fulda von dem Mönch Eberhard um 1155) als Fischgut erwähnt.

Die hessischen Landgrafen erwarben in einer Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs der Ritterschaft von den kleinen bisherigen Dienstadligen nicht nur deren Eigenbesitz, sondern auch deren Verwaltungs-, Jagd-, Fischerei- und Gerichtsbarkeit als Vögte des Fuldaer Klosterlehen. So kamen Anfang des 15. Jahrhunderts Schloss Wildeck mit Rasdorf, Hönebach, der Seulingssee mit dem gleichnamigen Ort (heute Großensee) und „Cleinen Sehe“ (Kleinensee) sowie das Gericht Heringen unter die Verwaltung der hessischen Landgrafen.

Kleinensee am südöstlichen Ufer des Seulingssees war damals mit mehreren Kleinhöfen ein boyneburgisches Gut der Linie Gerstungen - Kleinensee. Der Seulingssee mit seinen 2 Fischgütern und dem Ort Kleinensee war eine hessische Exklave im thüringisch – boyneburgischen Territorium, was bis 1562 zu häufigen Streitereien zwischen den beiden Landgrafschaften führte. Danach wurde die heutige Landesgrenze im Eisenacher Vertrag durch eine sorgfältige Grenzversteinung endgültig festgelegt.

Die beiden Fischgüter hatten im Jahre 1471 Apel Holtz und Heinrich Zinn zu Lehen. Sie zahlten dafür einen Goldgulden pro Jahr. Zuvor hatten die Fischer statt der jährlichen Geldsumme einen wöchentlichen Frischdienst (= Naturalabgaben) im Wert von 4 alten Groschen bei ihrem Lehnsherrn abliefern müssen. Es wurden hauptsächlich Karpfen und Hechte in großer Anzahl gefangen.

Der Fischreichtum des Seulingssees erhielt eine große Bedeutung, als die Burg Friedewald nach 1476 zum befestigten Jagdschloss umgebaut wurde. Der Landgraf und seine Gäste verweilten jetzt längere Zeit dort, was vor allem in der Fastenzeit zu einem erhöhten Fischverzehr führte. So gab es einen direkten Pfad nach Friedewald, den die Fischer benutzten, um den Fang im Schloss abzuliefern.

Nachdem das Friedewalder Schloss 1762 zerstört war und Fisch als Fastenspeise in der ev. Kirche nicht mehr so beachtet wurde wie zur Reformationszeit, verlor der Fisch als unentbehrliche Nahrung an Bedeutung. Der Seulingssee wurde ab 1760 durch Verlegung der randlichen Zuflüsse und einem Abzugsstollen aus gehauenen Bruchsteinen trockengelegt und als Weidefläche genutzt.

Im Laufe der Jahre versandete der Stollen jedoch wieder und es bildete sich erneut ein See, der in den Jahren 1931 – 32 mit dem Bau einer 700 Meter langen Entwässerungsleitung sowie dem Anlegen eines engen Drainagenetzes trockengelegt wurde, um die Fläche wieder landwirtschaftlich zu nutzen. In den ersten Jahren der Nutzung waren überdurchschnittliche Ernten zu verzeichnen.

Auch in den Nachkriegsjahren wurde die Seefläche noch intensiv landwirtschaftlich genutzt. Durch mangelnde Pflege der Drainage vernässte das Gebiet in den Folgejahren zunehmend und es stellten sich öfter Überschwemmungen ein, die die gesamte Ernte vernichteten. So wurde die landwirtschaftliche Nutzung sukzessive eingestellt.

Die Überschwemmungen waren aber auch eine Folge der Beschädigung der Entwässerungsleitung bei Bombenabwürfen zum Ende des Krieges sowie mehrerer Rohrbrüche, verursacht durch die mindere Qualität der damals verlegten Rohre, was zu erheblichen Erhaltungskosten führte.

Im Jahre 1980 wurde die Leitung stillgelegt und durch eine Entwässerung mit einer Pumpe ersetzt. In dieser Zeit begannen die ersten Planungen für die Ausweisung als Naturschutzgebiet.

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